Zur Zeit hört und liest man häufig Diskussionen darüber, ob sich Arbeit noch lohnt oder ob man nicht besser dasteht, wenn man seinen anstrengenden Job kündigt und stattdessen von Bürgergeld lebt.
Dies ist sicherlich ein komplexes politisches und gesellschaftliches Thema, das diskutiert werden muss. Die Art und Weise, wie das teilweise in der Öffentlichkeit geschieht, ist jedoch manchmal schwer zu ertragen und trägt zur Verschlechterung des gesellschaftlichen Klimas bei. Es geistern viele schlichtweg falsche Informationen und schiefe Berechnungen durch die Gegend. Auch wird häufig das Bild des „faulen Sozialleistungsbeziehers“ transportiert, viele Vorurteile bestehen.
Aber eines kann man festhalten: es ist keine gute Idee, den Job zu kündigen, um dann von Bürgergeld zu leben.
Warum? Hier sind 8 gute Gründe (und es gibt sicherlich noch mehr)…
1) Sperrzeit beim Arbeitslosengeld
Sollten Sie eine sozialversicherungspflichtige Arbeit kündigen (somit ggf. Anspruch auf Arbeitslosengeld) und diese ohne wichtigen Grund kündigen, so erhalten Sie von der Agentur für Arbeit eine Sperrzeit von 12 Wochen. Das heißt: Ihnen gehen 12 Wochen Arbeitslosengeld vollständig verloren.
2) Sanktion durch das Jobcenter
Sollten Sie durch die Kündigung hilfebedürftig im Sinne des SGB II werden (oder sich die Hilfebedürftigkeit erhöhen) und deshalb Bürgergeld beim Jobcenter beziehen, so erhalten Sie in der Regel (zusätzlich) eine Sanktion von bis zu 30% des Regelbedarfs für die Dauer von bis zu drei Monaten.
3) Achtung! Ein Bürgergeld-Schuldenberg droht!
Das Schlimmste, was das Jobcenter gegen Sie durchsetzen kann, ist der sogenannte Ersatzanspruch nach § 34 SGB II. Dies ist eine echte Gefahr und wird dennoch in der Öffentlichkeit kaum thematisiert.
Wenn Sie als Volljähriger vorsätzlich bzw. grob fahrlässig und sozialwidrig dafür sorgen, dass Sie oder Ihre Familie Bürgergeld beziehen müssen, kann das Jobcenter über den sog. Ersatzanspruch alles Geleistete wieder zurück fordern. Das bedeutet, Sie erhalten zwar erst einmal das Bürgergeld ausbezahlt und somit das Existenzminimum gesichert. Das Jobcenter kann dann aber ALLES (Geldleistungen, Sachleistungen, Beiträge zur Kranken-/Pflegeversicherung) zurückfordern.
Mit jedem Monat, den Sie Bürgergeld beziehen, wächst also Ihr Schuldenberg in Höhe der erhaltenen Leistungen – und dies theoretisch zeitlich unbegrenzt.
Wenn Sie also Ihren Job kündigen, um lieber Bürgergeld zu beziehen, droht ein finanzielles Fiasko!
4) Sie haben einfach unter dem Strich weniger Geld zur Verfügung
Auch wenn in den Medien teilweise andere Berechnungen herumgeistern, haben Sie mit einer geregelten Arbeit in praktisch jeder Lebenssituation mehr Geld zur Verfügung, als wenn Sie (nur) von Bürgergeld leben.
5) Verpflichtungen beim Bezug von Bürgergeld
Es ist keineswegs so, dass Sie einfach „Ihre Ruhe“ haben, wenn Sie Bürgergeld beziehen, statt zu arbeiten. Vielmehr haben Sie einige Verpflichtungen. Halten Sie diese nicht ein, drohen schmerzhafte finanzielle Sanktionen.
So müssen Sie beispielsweise regelmäßig nachweisen, dass Sie sich um eine Arbeitsstelle bemühen. Ihnen können Ausbildungen, Weiterbildungen oder andere Maßnahmen angeboten werden, die Sie nicht grundlos ablehnen dürfen. Auch das finanzielle „Nacktmachen“ ist kein Vergnügen. Jede noch so kleine Änderung müssen Sie dem Jobcenter melden. Das macht keinen Spaß und wird oftmals als entwürdigend empfunden.
6) Keine Einzahlung für die spätere Rente
Mit jedem verdienten Lohn im Rahmen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wächst Ihr Rentenkonto. Beim Bezug von Bürgergeld ist dies nicht der Fall.
7) Der Weg zurück in den Job wird immer schwerer
Allgemein kann man sagen: je länger Sie beschäftigungslos sind, umso schwerer wird es, auf den Arbeitsmarkt zurück zu finden.
8) Mentale Gesundheit schwindet
Schlussendlich: Sie tun Ihrer Gesundheit nichts Gutes!
Auch wenn es auf den ersten Blick verlockend erscheint, nicht mehr arbeiten zu müssen…wer die Arbeit aufgibt, riskiert seine psychische Gesundheit.
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Beschäftigungslosigkeit zur Belastung werden und Depressionen und Ängste auslösen kann. Keine Tagesroutine mehr, keine Aufgaben und kein Gefühl des „Gebraucht-Werdens“, stattdessen Sinnlosigkeit und Leere.
Den Job aufgeben, um lieber von Bürgergeld zu leben? Keine Gute Idee!